Probleme der Kriegsberichterstattung

Wir wollen die Probleme anhand eines Beispiels aufzeigen:

Das Foto, das als KZ-Beweis rund um die Welt ging. Aufmacher der Daily Mail: Der Beweis. Hinter dem Stacheldrahtzaun die brutale Wahrheit über das Leiden in Bosnien
Das Foto, das rundum die Welt ging.
Aufmacher der Daily Mail:
"Der Beweis. Hinter dem Stacheldrahtzaun
die brutale Wahrheit über das Leiden in Bosnien

1992 ging ein Bild um die Welt. Es wurde von einem britischen Fernsehteam aufgenommen. Es zeigte einen abgemagerten Muslim mit nacktem Oberkörper hinter Stacheldraht. Zwei Tage später brachte die "Daily Mail" den Mann als Titelbild und schrieb, das sei der Beweis für serbische Konzentrationslager. Das Fernsehteam war für die Aufnahme in ein umzäuntes Gelände eines Lagerhauses gestiegen und filmte von innen durch die Umzäunung hinaus. Der Mann stand also bei der Aufnahme vor dem Zaun, nicht hinter dem Zaun. Auf dem Foto war das nicht erkennbar. Der Mann befand sich im Dorf Trnopolje, wo im Gemeindehaus und in der Schule muslimische Flüchtlinge untergebracht waren. Ein umzäuntes Lager gab es in dem Dorf nicht. Thomas Deichmann hat den Betrug im Jahre 1993 aufgedeckt. Das Foto ging im Jahre 1992 um die Welt, kündete von serbischen Konzentrationslagern und half mit, Jahre später, die Bombardierung Belgrads "plausibel" zu machen. Übrigens hat das britische Fernsehteam nicht selbst den Betrug inszeniert. In der ersten Ausstrahlung war nicht von einem umzäunten Lager die Rede. Das KZ "entstand" in der Boulevardpresse, weil es im Rahmen der Berichterstattung über die Serben "plausibel" war.